Colca Canyon, Peru August 2016

Das Colca-Tal im Süden Perus war die Kornkammer des Inka-Imperiums. Es ist eine kunstvoll gestaltete Kulturlandschaft, die über Jahrtausende von den Völkern der Anden geschaffen wurde und bis heute intakt ist. In dem rauhen und zerklüfteten Gelände wird fast jeder Quadratmeter landwirtschaftlich genutzt. Auf dem Talboden erstrecken sich großflächige Felder, die mit Mauern abgeteilt und gegen den Wind geschützt sind. Am Flussufer hängen die Felder manchmal waghalsig an einer Abbruchkante. Hunderte von Metern ziehen sich Äcker und Wiesen auch an den Hängen hinauf, so lange, bis das Gelände zu steil wird. Dann beginnt ein geniales System von Terrassen, die Schicht für Schicht an den Berg gemauert sind. Bei Einkerbungen im Hang entsteht auf diese Weise manchmal eine Art landwirtschaftliches Amphitheater. An manchen Stellen beträgt die Distanz vom Talboden bis zur obersten Terrasse tausend Höhenmeter. Die Felder und Terrassen befinden sich im Privatbesitz einzelner Bauernfamilien, werden jedoch gemeinschaftlich bewirtschaftet, auf dem Talboden zum Teil mit Traktoren, auf den Terrassen noch immer mit bloßer Muskelkraft und der Hilfe von Ochsen und Eseln. Da sich die Landflucht in den vergangenen Jahren massiv verstärkt hat, weiß allerdings niemand, wie das Tal in zwanzig oder dreißig Jahren aussehen wird.

Von Chivay aus erreicht man nach einer ca. zwei stündigen Fahrt auf einer Schotterpiste auf 3.900 Meter Höhe das Cruz del Condor“. Hier, in den senkrecht abfallenden Felswänden der zwölfhundert Meter tiefen Colca-Schlucht, hat eine der wenigen verbliebenen Populationen des größten Raubvogels der Erde ihre Nester in den Felshöhlen eingerichtet, und an einem sonnigen Vormittag machen die Könige der andinen Lüfte gern einen Ausflug. Manchmal treffen sich zehn bis fünfzehn von ihnen, um den Aufwind zu genießen, manchmal zeigt sich gar keiner. [Quelle: http://www.faz.net/aktuell/reise/im-reich-des-kondors-das-colca-tal-in-peru-12863945.html, Juni 2017].

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